Blut im anderen Licht

Über die Dunkelfeld-Mikroskopie

Blut im Dunkelfeld
eigenes Bild erstellt mit Canva

Seit jeher wurde das Blut als Träger der Lebenskraft empfunden. Die Beobachtung beim Verbluten eines Menschen oder eines Tieres dessen Kräfte mit dem Austreten des Blutes schwinden, ließ eindeutig darauf schließen, dass das Blut ein Lebenssaft und dementsprechend sehr wertvoll, ja sogar göttlich sei. In vielen Kulturen und Religionen wird deshalb peinlich darauf geachtet, dass das Blut eines geschächteten Tieres nicht verzehrt wird. Das Verbot des Blutgenusses gilt noch heute als eines der grundlegenden Gebote für Juden.

Auch in späteren Zeiten wurde dem Blut eine besondere Bindung an die jeweilige Person zugesprochen. Nicht ohne Grund läßt Mephistopheles daher Faust den Pakt mit seinem Blut unterschreiben: „Blut ist ein ganz besonderer Saft.“ (Faust, Der Tragödie erster Teil, Studierzimmer, Mephistopheles zu Faust). Dadurch wurde der Pakt für Faust auf höchster (seelischer) Ebene verpflichtend.

 Das Blutbild beim Hausarzt

Und auch heutzutage möchte der Hausarzt gerne das Blutbild seiner Patienten betrachten und fordert dazu vom Labor ein Blutbild an. Das Blutbild ist für den Arzt ein wichtiges diagnostisches Mittel und hat nicht die gleiche Bedeutung für den Arzt wie für den zuvor genannten Mephistopheles. Anhand des Blutbildes versucht der Arzt sich einen Eindruck des Gesundheitszustands seiner Patienten zu machen. Unterschieden  wird zwischen einem kleinem und einem großen Blutbild. 

Das kleine Blutbild umfasst das Blutbild der roten Blutkörperchen plus die Gesamtleukozytenzahl. Das rote Blutbild umfasst hier die Bestimmung des Hämatokrits (Hkt, Hk), der Hämoglobingehalt des Blutes (Hb) und die Erythrozytenzahls (Erys). Der Hämatokrit umfasst den Volumenanteil der festen Blutanteile und wird in Prozent angegeben, dies in Relation zum Gesamtblutvolumen. Beim Hämoglobingehalt wird die Menge des roten Blutfarbstoffs in Gramm pro Liter angegeben. Da Hämoglobin ausschließlich in Erythrozythen (roten Blutkörperchen) vorkommt, hängt der Hb-Gehalt des Blutes von der Anzahl der Erythrozyten und vom Hb-Gehalt des einzelnen Erythrozyten ab. Aus den genannten Grundgrößen des roten Blutbilds lassen sich drei weitere Parameter errechnen. Diese sind das Mittleres Korpuskel-Reis Volumen (MCV), Mittleres Korpuskuläres Hämoglobin (MCH; Färbekoeffizienz) und Mittlere korpuskuiläre Hämoglobinkonzentration (MCHC). Im Wort „Mittleres“ steht es bereits eindeutig, es wurde ein Durchschnittswert errechnet.

Auf weitere Besonderheiten des Blutbildes möchte ich an dieser Stelle nicht eingehen. Das Blutbild des Arztes oder Labors ist oft eine Anhäufung von verschiedenster Zahlen. Etwas bildhaftes kann sich der Patient in dem Fall nicht wirklich anschauen. Meistens wird dazu die Interpretation der Werte durch den Arzt oder Therapeuten unternommen. Doch dazu bedarf es Zeit und der Patient muss meistens ein weiteres Mal in die Praxis kommen.

Ganz anders stellt sich hierzu die Vitalblutbetrachtung im Dunkelfeld-Mikroskop dar. Schon ein winziger Tropfen Blut genügt, um es dann sofort unter dem speziellen Mikroskop zu betrachten. Nicht jeder Therapeut ermöglicht den direkten Blut ins Mikroskop, sondern mit Hilfe der digitalen Technik wird das Mikroskopbild auf einen Monitor angezeigt. So kann der Patient direkt sein „Blutbild“ sehen und der Therapeut hat die Möglichkeit bestimmte Dinge auf dem Bildschirm zu zeigen und zu erläutern. Gut ist, wenn auch in den Räumlichkeiten verschiedene Beispielsbilder an der Wand hängen.

Dunkelfeldbild

Dunkelfeld Bild des Blutes, vorrangig sind hier die verschiedenen Blutzellen zu sehen.

Was ist die Dunkelfeldmikroskopie?

Die Dunkelfeldmikroskopie ermöglicht genaue Einblicke in die sonst verborgene Welt des Blutes.

Schon ein winziger Tropfen Kapillarblut genügt, um Auskunft über Vitalität und Funktionalität der Blutbestandteile zu erhalten sowie augenblicklich Tendenzen von Schadstoffablagerungen und energetischen Überlastungen im Organsystem zu erkennen. Dank moderner Hilfsmittel haben wir die Möglichkeit, das Blut in seiner unermüdlichen Arbeit live am Bildschirm in bis zu 1000-facher Vergrößerung zu beobachten. 

Anders als bei der herkömmlichen Laboruntersuchungen stehen hier nicht Werte/ Zahlen im Vordergrund. Die Dunkelfeldmikroskopie soll uns einen Eindruck vermitteln wie die Vitalität des Blutes und die Qualität der Blutbestandteile ist. 

Die Dunkelfeldmikroskopie ist Grundlage und Ausgangspunkt für milieu- und immunmodulierende sowie entgiftende ganzheitliche oder energetische Methoden. Erfolge können mit regelmäßigen Vitalblut-Beobachtungen gesehen werden und mit früheren Beobachtungen verglichen werden. 

Wichtig ist aber, nicht in die Falle der schnellen Rückschlüsse zu geraten. Die Dunkelfeld-Mikroskopie ersetzt keine Diagnostik. Vielmehr ist es dienlich bestimmte Phänomene nun mit einem Blutbild oder weiteren Laborwerten in eine Verbindung zu bringen. Für einen Therapeuten liefert das Dunkelfeld die Richtung einer spezifischeren Befragung des Patienten, er wird nun den Patienten auf  Ernährungsgewohnheiten Trinkverhalten und Stuhlverhalten ansprechen und diese mit dem betrachteten Bild in Einklang.

Eine Erfindung der Neuzeit?

Auch wenn das Dunkelfeldmikroskop dank modernster Technologie uns ein lebendiges Bild vermittelt, ist das Verfahren weitaus älter als man zunächst glauben mag und nicht eine Erfindung der jüngsten Neuzeit. Bereits seit über 250 Jahren gilt das Dunkelfeldmikroskop als eine Variante des Lichtmikroskops.

„Wie schaut denn nun so ein Dunkelfeldbild aus?“ Wird sich so manchher fragen. Bei der ersten Betrachtung erhält man ein Schwarz-Weiß Bild, der Hintergrund erscheint schwarz und Objekte und Strukturen heben sich hell vom Hintergrund ab. Das Dunkelfeldmikroskop nutzt, dass Objekte nicht nur Licht resorbieren sondern immer auch einen Teil des Lichtes zerstreuen. Für die Betrachtung im Mikroskop muss das Objekt vorher nicht präpariert werden um kleinste Teile sichtbar zu  machen. Sie heben sich direkt vom Hintergrund ab und gleichzeitig ist das Blut – andere Flüssigkeiten sind durchaus ebenso möglich – unverfälscht. Es ist nicht nötig das Präparat einzufärben.

So befremdlich am Anfang die Bilder auf den Betrachter wirken, nach einer gewissen Zeit sind sie durchaus sehr präsent und logisch. Befremdlicher sind noch die Begrifflichkeiten, die zur Beschreibung der Objekte genutzt werden.

Begriffe aus einem Science Fiction

Wer zum ersten Mal mit dem Dunkelfeld in Berührung kommt, wird mit verschiedenen Fachbegriffen konfrontiert, die direkt aus einem Science Fiction stammen könnten: Murchit, Symbiont, Symplast und Kelloid-Theocit sind nur Beispiele für diese Fachtermini. Viele dieser Begriffe wurden von Professor Dr. Günther Enderlein definiert, der als einer der Pioniere der Dunkelfeldmikroskopie gilt. Prof. Enderlein wurde 1872 in Leipzig geboren und starb 1968 in der Nähe von Hamburg. Enderlein arbeitete zunächst als Zoologe, im Rahmen des 1. Weltkrieges meldete er sich als Dienstfreiwilliger in der Medizinalabteilung des II. Armeekorps von Stettin und wurde im Rang und Gehalt eines Stabsarztes eingestellt. Von ihm wurden verschiedene Firmen gegründet, ein bekannter Ableger davon ist die Sanum-Kehlbeck GmbH & Co in Hoya. Sanum ist bekannt für die Produktion von isopathischen Arzneimitteln. Prof. Enderlein publizierte circa 500 wissenschaftliche Publikationen, zwar in erster Linie über Insekten doch sollten auch noch Schriften zur Bakterien-Cyclogenie folgen. Enderlein war ein genauer Beobachter der Bakterien im Dunkelfeldmikroskopie und führte akripisch Buch über seine Sichtungen im Mikroskop. Aufgrund seiner Kenntnisse der lateinischen und griechischen Sprache definierte Enderlein hier die Termini seiner Namensgebung in der Zyklogenie.

Mit seinen Schriften über die Insekten erlangte Enderlein nicht wirklich eine große Aufmerksamkeit. Mit seiner Veröffentlichung über die Zyklogenie der Bakterien rückte er in den Fokus der wissenschaftlichen Öffentlichkeit. Seit 1870 folgte die allgemeine Meinung der Auffassung des Monomorphismus (übersetzt so viel wie Eingestaltigkeit) der Bakterien und fand ihren berühmtesten Vertreter in Louis Pasteur und Robert Koch. Diese schufen die Bakterienklassifikation, die in ihrer Grundform noch heute gültig ist.

Pleomorphismus der Bakterien

Der Gegensatz des Monomorphismus findet sich im Pleomorphismus der Bakterien. Der Begriff Pleomorphismus (griechisch pleion = mehr, morphe = Gestalt) bezieht sich auf die Wuchsformen der Bakterien. Vertreter dieser Auffassung sind der Ansicht, dass Bakterien ein vielgestaltiges Wachstum zeigen, Generationswechsel vollziehen und einem Formenwandel unterliegen. In Frankreich war die Auffassung eines pleomorphen Wachstums der Bakterien weit verbreitet. Bekannte Vertreter dieser Auffassung waren z. B. Felix Dujardin (1841), Charles-Philippe Robin und der Chemiker und Mediziner Pierre Jacques Antoine Bechamp (1816–1908).

Während des ersten Weltkriegs hatte Professor Enderlein die Morphologie der Bakterien bereits beobachtet und formulierte hier seine Hypothese zum Pleomorphismus der Bakterien. Kriegsbedingt erschien die Druck-Ausgabe seiner Bakterien-Cyclogenie – sein bakterielles Hauptwerk – erst 1925, obwohl die ersten Studien zu den Bakterien bereits 1916 erschienen. Interessanterweise erschien auch 1916 das Werk Life Cycles of the Bacteria, unabhängig verfasst vom amerikanischen Agrarbakteriologen Felix Löhnis.

Was besagt nun die Bakterien-Zyklogenie?

Nach Enderleins Theorie ist die kleinste Einheit des Lebens der Protit, ein pflanzliches Eiweißkörnchen. Diese Protite würden sich aus sich selbst heraus vermehren und über einen (Substrat-)Stoffwechsel verfügen. Durch Zusammenlagerung dieser Kerneiweiße entstünden die Vorstufen der Kerneinheiten der Bakterien und Schimmelpilze.

Vorstufen von Bakterien und Schimmelpilzen im „Kleinkörnchen-Stadium“ fand Enderlein auch im Blut und Gewebe gesunder und kranker Menschen. In seinen Studien zum Krebsproblem beschrieb er einen vielgestaltigen Mikroorganismus im Blut, den er für die Krebsentstehung verantwortlich machte. Dieser seltsam wandelbare Mikroorganismus im Blut sei in seiner Primitivphase unschädlich und würde sogar symbiontische Eigenschaften besitzen und eine Reihe physiologische Funktionen im Organismus erfüllen. Im Laufe des Lebens – und getriggert durch eine Vielzahl von Faktoren – könne dieser Mikroorganismus parasitäre Eigenschaften erwerben und vorgeschädigte Gewebe und Organe angreifen. Dabei würde sich der potentielle „Krebs-Erreger“ in den roten Blutzellen vermehren und entwickeln. Das primäre Stoffwechselprodukt des Erregers sei die Milchsäure. Dies ist ein wichtiger Aspekt des Säure-Basenhaushalts und der Hintergrund zum Zitat: „Die Mikrobe ist nichts, das Milieu ist alles!“ 

Die pflanzlichen Urkeime seien bereits in der Ei- und Samenzelle vorhanden, daher würde sich eine diaplazentare Übertragung erübrigen. Der Erreger begleite den Menschen sozusagen von der „Wiege bis zur Bahre“. Die Endobionten seien letztendlich nach dem Tode auch für die Verwesung und Fäulnis von Bedeutung.

Eine weitere Beschreibung der Theorien Enderleins sprengt den Rahmen dieses Blogs und muss vom Informationsgehalt, wohl besser in kleinen Dosen konsumiert werden.

Wissenschaftlich anerkannte Methode

Der Disput zwischen den Vertretern des Monomorphismus und Pleomorphismus findet auch noch heute statt. Dies ist wohl ein Grund, warum die Dunkelfeldmikroskopie nicht als wissenschaftliche Methode anerkannt ist und teilweise auch umstritten. Ein weiterer Grund findet sich wohl in der unterschiedlichen Interpretation der wahrgenommenen Phänomene im Blut. Deswegen sollten wir uns immer wieder bewußt machen, dass das Dunkelfeld-Vitalblutbild uns nur eine Idee geben kann, in welche Richtung unsere Ursachensuche gehen soll. Immerhin wollen wir die Ursachen behandeln und uns weniger auf die Symptome stürzen.

Schlimm wäre es dann, wenn der Patient durch den Morbus Fussel – ein Faserstücken auf dem Objektträger  – in höchste Panik versetzt wird. Den wichtiger Grundsatz soll weiterhin bleiben, dass der Patient nicht geschädigt wird – weder physisch noch psychisch. Die Arbeit mit dem Dunkelfeld ist in erster Linie eine Arbeit am Blut-Milieu. Wird das Milieu positiv beeinflusst, entziehen wir den Bakterien und anderen Formen nach Enderleins Theorie die Grundlage ihrer Pathogenität und diese entwickeln sich zurück.

In diesem Sinne:

„Das Edelste, was am Menschen ist, ist das Blut, wenn es guten Willens ist. Aber das Ärgste was am Menschen ist, ist das Blut, wenn es bösen Willens ist. Siegt das Blut über das Fleisch, so ist der Mensch demütig, geduldig und keusch und hat alle Tugenden in sich. Siegt aber das Fleisch über das Blut, so wird der Mensch hochfahrend, zornig und unkeusch und hat alle Untugend in sich.“

Zitat von Meister Eckhart( Dominikaner und deutscher Mystiker 1260 – 1328, starb unter der Anklage der Ketzerei.)