Ohne Kaffee kann ich nicht!!!

Das höre ich so oft von Freunden, Kollegen oder einfach meinen Patienten. Der morgendliche Kaffee ist für Viele ein wichtiges unumgängliches morgendliches Ritual geworden. Noch bevor das Badezimmer aufgesucht wird, wird zuerst in der Küche der Kaffeevollautomat/ die Kaffeemaschine in Betrieb genommen.

Männer sind in diesem Punkt bereits so organisiert und strukturiert, daß die Kaffeemaschine bereits am Vorabend vorbereitet wird und idealerweise gleich mit einem Timer zur gewünschten Zeit das „flüssige Gold“ zu brühen beginnt. Und morgens weckt einen der liebliche Duft nach Kaffee als das schrille Gekreische des Rasselweckers.

Wenn ich nun erwähne, dass ich keinen Kaffee trinke, ernte ich großes Unverständnis oder Erstaunen. Immer wieder wird mir dann gesagt, dass die morgendliche Tasse so wichtig sei um überhaupt wieder zu funktionieren und ein Mensch zu sein. Die Aufgaben des Tages können ohne Kaffee niemals gemeistert werden.

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Was ist nun so toll an Kaffee?

Kaffe macht wach, so sind sich viele einig. In Korea ist Kaffee ein wichtiges soziales Getränk und Ritual, an jeder Ecke gibt es ein kleines oder größeres Café. So ist es nicht verwunderlich, daß  Forscher der Seoul National University dazu mit Ratten Experimente durchführten. Hier wurde untersucht was die positiven Wirkstoffe des Kaffee sind. Ist es das Trinken des Muntermachers? Oder bewirkt schon der Duft des Getränks die anregende Wirkung?

Das Experiment der Forscher

Sie verglichen die Genaktivität und Proteinexpression im Gehirn von ausgeschlafenen und übernächtigten Tieren, die Kaffee-Aroma eingeatmet hatten, mit dem von Ratten, die auf den Kaffeeduft verzichten mussten. Die Wissenschaftler entdeckten in ihren Auswertungen bei 17 Genen deutliche Unterschiede zwischen den Kaffeeschnüfflern und den Kontrolltieren.

Bei 13 dieser Gene unterschied sich die Produktion von mRNA zwischen den gestressten Tieren mit und ohne Kaffeeduft. Einige dieser Gene und die von ihnen kodierten Proteine sind dafür bekannt, eine wichtige Rolle als Antioxidans zu spielen. Sie bewahren unter anderem Nervenzellen vor stressbedingten Schäden.

Die Forscher weisen in ihrer Studie darauf hin, dass es zwar hunderte von Studien zu verschiedensten Inhaltsstoffen des Kaffees gibt, darunter auch viele zu den gesundheitlichen Wirkungen. „Aber es gibt nur wenige Studien, die sich mit den positiven Wirkungen des Kaffee-Aromas beschäftigen“, so Seo. „Diese Studie ist die erste, die die Effekte des Kaffeedufts auf durch Schlafmangel bedingten Stress im Gehirn beleuchtet“. (American Chemical Society, 18.06.2008 – NPO)

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Kaffee enthält bekanntermaßen einen Stoff namens Koffein. Koffein ist dem Stoff Adenosin in seiner Struktur sehr ähnlich. Adenosin blockiert die Ausschüttung aktivierender Neurotransmitter (u.a. Dopamin, Acetylcholin oder Noradrenalin) und bewirkt eine Dilatation (Erweiterung/ Entspannung) der Gefäße, die zu einer Blutdrucksenkung führt. Außerdem senkt Adenosin die Herzfrequenz.

Oder das ganze einfacher ausgedrückt: Müde Neuronen (Denkarbeit macht müde) schütten einen Botenstoff namens Adenosin aus. Dieser Botenstoff macht uns müde, signalisiert uns: Okay, es reicht. Überarbeitung (BurnOut?!) wollen Neuronen nämlich vermeiden – klar, auch diese können kaputt gehen oder Substanzen bilden, die anderen Zellen schaden. Also: bei Anstrengung schütten Nervenzellen Adenosin aus, dieses Adenosin dockt an Nervenzellen an und signalisiert ihnen, dass jetzt Schluß ist.

Als Folge dieser Adenosinanreicherung nimmt unsere Denkarbeit ab, wir werden richtig müde.

Wie schon gesagt, Adenosin und Koffein haben eine ähnliche Grundstruktur. Somit besetzt Koffein die Adenosin-Rezeptoren ohne sie zu aktivieren. Die Folge: Die Neuronen sind eigentlich müde, aber durch Koffein hemmen wir das Signal.

Koffein aktiviert das noradrenerge System

Kaffee macht ja bekanntlich auch wach – deswegen trinken wir ihn ja gerne morgens – sondern kann uns regelrecht „wacher“ machen, uns pushen. Manche Leute bekommen durch Koffein regelrechte Panikattacken. Koffein forciert die Ausschüttung von Katecholeaminen, also die Ausschüttung von Dopamin, Adrenalin und Noradrenalin.

Was in niedrigen Dosen anregend wirkt, kann in höheren Dosen (Koffein ist ja nicht nur im Kaffee enthalten…) oder bei sensiblen Personen zu einer massiven Stressreaktion ausarten. Beachten Sie: Bereits die Ausschüttung von Katecholeaminen ist eine Stressreaktion! Zwar gibt es „guten“ und „schlechten“ Stress, ob das unser Körper auch so sieht, ist mehr als fraglich. Noch haben die Wissenschaftler keine Einteilung der Katecholeaminen in gute und schlechte vorgenommen.

Mit jedem Schluck Kaffee (Oder auch Koffein) fahren wir das System künstlich hoch. Tja, und in unserer heutigen Zeit benötigten wir die Entschleunigung viel dringender als die Aktivierung. Wir sind nämlich richtig schlecht darin, unserer System runterzufahren -einfach mal abzuschalten. Dies führt zu Schlafstörungen, innerer Unruhe, Angststörungen oder einfach Aggressivität. Alles was dazu führt, sollten wir meiden.

Das Problem ist, dass wir die Stressachse auch mit Facebook, Instagram oder Snapshot stimulieren. Denn auch diese wirken „anregend“ – nicht immer inhaltlich- auf unser Gehirn. Das mag durchaus anregend sein. Bedenken Sie aber wie leicht wir durch weitere Stimulanzien – Die Tasse Milchkaffee! – das Faß zum Überlaufen bringen und dann fehlen uns die nötigen Ressourcen um einen Ausgleich zu erreichen.

Es ist eine Gratwanderung!

Koffein kann insulinresistent machen

Koffein bewirkt weiterhin einen Anstieg des Blutzuckers und eine Ausschüttung von gespeicherten Fettsäuren (aus dem Fettgewebe) – was zunächst einmal gut. Gut für diejenigen, die gleich kämpfen oder flüchten wollen, so wie wir das seit der Steinzeit gemacht haben. Gut auch für diejenigen, die gerne ein paar Kilos abspecken wollen.

Konkret bedeutet es: Gut für diejenigen, die gleich wenig essen werden und aus körpereigene Energie-Reserven als Treibstoff nutzen wollen.

Blöd ist, wenn man die Mobilisierung der eigenen Reserven forciert, aber dann will, dass der Körper zugeführte Substrate ordentlich einlagert. :/ Speicher-Mobilisierung (Beim Sport oder durch Stress) macht akut insulinresistent. Der Sinn dahinter lautet: Was jetzt im Blut schwimmt, soll nicht unbedingt zurück in die Zelle. Es soll nur zurück in die Zellen, die aktuell aktiv den Verbrauch melden und die Mobilisierung (!!!) sorgt dafür, dass temporär ein Energieüberschuss im Blut schwimmt.

Ganz konkret: Wir brauchen also keine Energiezufuhr zu dieser Zeit!

Dumm gelaufen, dass wir morgens gerade 3 Tassen Kaffee intus haben, während wir uns Brötchen, Brezeln oder sonstiges gönnen. Unser Körper ist also eher im Aktiv-Modus, nicht im Nährstoff-Speicher-Modus.

Dies sollte man sich merken!

Es gibt auch die Vermutung, dass Koffein die Schmerz-Reaktion unterdrücken kann. Diese Wirkung will ich nun nicht weiter erklären oder untersuchen.

Die Geschichte des Kaffee

Die Geschichte des Kaffee kann gut auf Wikipedia nachgelesen werden. Dort wird ein Königreich im heutigen Äthiopien als Ursprungsland bezeichnet.

Ein Hirte – Kaldi?!?- beobachte die belebende Wirkung auf einen Teil seiner Ziegenherde. Nach Europa sei das Getränk durch die Türken gekommen als diese vor den Toren Wiens lagerten. Und so trat er seinen Siegeszug in unseren Sprachraum an. Wiener Kaffeehäuser sind berühmt für die Qualität und die Auswahl verschiedener Kaffeespezialitäten. Johann Sebastian Bach schrieb eigens eine Kantate zur Lobpreisung des Kaffee. 

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Kritik an Kaffee

Bereits zu Johann Sebastians Zeiten gab es die ersten Kritiken zum Kaffee. Der schwedische König lies sogar die negative Wirkung des Kaffee untersuchen. Heutzutage gibt es ebenfalls viele kritische Stimmen. Sei es einmal auf die Bedingungen der Plantagen. Wir machen uns was vor, ist die Aussage der Zeit in einem Artikel zu Fairtrade. Der starke Kaffeekonsum ist aber auch immer wieder im Fokus der Gesundheitswächter.

Schuld an Bluthochdruck?

Als bei mir vor Jahren ein etwas erhöhter Blutdruck gemessen wurde, suchte ich für mich schnell die Ursachen. Einen schuldigen Auslöser fand ich für mich im Kaffee. Mein Konsum war hier in Höhen gestiegen, die mir erst bewußt wurde als ich nach einem Schuldigen suchte. Aus einer morgendlichen Tasse war inzwischen mehrere Kannen Kaffee über den Tag verteilt geworden. Natürlich immer sehr stark gebrüht, denn „in einem guten Kaffee muss der Löffel stecken bleiben“.

Es war für mich normal Kaffee wie Wasser zu trinken.  Sicherlich war der Kaffee nicht der alleinige Schuldige an meinen erhöhten Blutdruckwerten, aber ein starker Stimulant meines Sympathikus war er definitiv.. Aber es war Zeit, die Faktoren zu analysieren und nach Wegen zu suchen von dieser Kaffeesucht loszukommen. Ja, sie lesen richtig. Es ist tatsächlich eine Sucht!

Die Kaffeesucht

Die WHO hat Kaffee bzw. das Koffein nicht in die offizielle Liste der suchterzeugenden Stoffe aufgenommen, obwohl Koffein – wie auch Nikotin – zu den Nervengiften zu rechnen ist und chemisch gesehen zu der Gruppe der Alkaloide zu rechnen ist. Die eigene Kaffeesucht wird frühestens zum Beispiel bei einer Fastenkur bemerkt, wenn sich die ersten Entzugserscheinungen bemerkbar machen. Diese Entzugserscheinungen müssen ernst genommen werden, denn sie können je nach Konsum und der persönlichen Prägung unterschiedlich stark ausfallen:

  • Kopfschmerzen
  • Verstopfung oder Darmträgheit
  • Konzentrationsstörungen, Störungen der Denkfähigkeit
  • körperliche Erschöpfung
  • Antriebslosigkeit – man kann sich zu nichts aufraffen
  • vorübergehende leichte Depressionen bzw. starke Stimmungstiefs
  • Müdigkeit und übermäßiges Schlafen
Haben Sie sich nun selbst erkennt?

Einige dieser Symptome haben Sie sicherlich selbst einmal gehabt aber nicht unbedingt mit Ihrem geliebten Kaffee in Verbindung gebracht. Denken Sie einfach mal darüber nach oder schreiben Sie einmal auf wie oft und in welchen Mengen Sie diese Flüssigkeit (pur, mit Milch oder Zucker) aufnehmen. Sie werden sicherlich überrascht sein. Es ist oft mehr als man meint.

Nicht heiliger als der Papst

Ich bin selbst nicht heiliger als der Papst, denn bei Gelegenheit trinke ich durchaus noch eine Tasse Kaffee. Doch diese Kaffee trinke ich langsam und bewußt, um sie mit allen Sinnen wahrzunehmen. Ich halte die Tasse in meinen Händen und spüre die Wärme, die von ihm ausgeht. Ich betrachte die Farbe des Kaffees und schaue ob sich ein kleines Schaumkrönchen in der Mitte oder am Rand gebildet hat.

Den ersten Schluck probiere ich vorsichtig. Wie oft ist der Kaffee eigentlich noch zu heiß um ihn wirklich zu genießen? Wie bitter schmeckt der Kaffee? Meinen Kaffee trinke ich schwarz und ohne Zucker.

Wie trinken Sie Ihren Kaffee?

-Diese Frage bereitet vielen Fluggästen Schwierigkeiten. Sie müssen deutlich nachdenken. Antworten dann Milch und fragen – wenn der Flugbegleiter weiter ziehen will – nach dem ebenfalls benötigten Zucker.

Tja, uns ist dies Kaffee wichtig. So wichtig, dass wir diese Frage teilweise nicht beantworten können. manche Beziehungen haben schon Krisen erlebt, weil der/die  Partner/in die Vorlieben des Gegenübers nicht kennen. Nehmen Sie sich also Zeit und entdecken Sie neu!

Mein morgendliches Getränk ist mir ein wichtiges Ritual

Ein Tässchen (nicht der XXL-Becher)  Kaffee am Morgen schadet sicherlich niemandem. Ein Tässchen vor dem Training oder Wettkampf schadet sicher genauso wenig. Ganz im Gegenteil! Da kann uns die Koffein-Wirkung – wieder – in Maßen helfen, unsere persönliche Bestleistung ein bisschen nach oben zu schieben.

Fünf Tassen Kaffee über den Tag verteilt (morgens Milchkaffee, Mittags Cappuccino  etc), über den Tag verteilt, bis in den späten Nachmittag oder Abend wird ganz sicher nicht nur eine Toleranz generieren (=wir benötigen immer mehr), sondern beispielsweise den erholsamen Schlaf verhindern.

Mein Kaffee-Entzug habe ich vor längerer Zeit gestartet. Zuhause trinke ich keinen Kaffee mehr. Mein Morgen beginnt nun mit einer Tasse heißen Wasser mit Zitrone und Honig. Vielleicht berichte ich das nächste Mal, was es mit diesem Zitronen-Honig-Wasser auf sich hat. Bleiben Sie mir und diesem Blog treu….

Genießen Sie Ihr Leben und bleiben Sie gesund!

wünscht,

Adrian