Stresshormone verstehen: 7 Marker mit Wirkung

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Zuletzt aktualisiert am 23. September 2025

Übersicht

Stresshormone verstehen: 7 Marker, die dir wirklich weiterhelfen

Ich arbeite täglich mit Menschen, die langfristige Stressbelastungen erleben. Ab 50 verändern sich häufig Schlaf, Energie, Gewicht und Erholungsfähigkeit. Um diese Veränderungen einzuordnen, nutze ich ausgewählte stresshormone-Marker. Ich erkläre dir hier evidenznah, aber verständlich, welche Marker ich einsetze, was sie bedeuten und wie wir damit sinnvoll arbeiten – ohne Schnellschlüsse.

Warum Marker? – Evidenz, Kontext, Verlauf

Evidenzbasiert: Ich orientiere mich an physiologischen Zusammenhängen und etablierten Messgrößen.

Kontext: Zahlen sind nur aussagekräftig im Zusammenspiel mit Symptomen, Lebensphase, Medikamenten und Alltag. Verlauf statt

Momentaufnahme: Wiederholte Messungen zeigen Muster und Entwicklung – das ist klinisch hilfreicher.

Sanfter Ansatz: Keine radikalen Programme, keine „Detox“-Versprechen – ich spreche von Biotransformation durch alltagstaugliche Schritte.

1) Cortisol-Tagesprofil – der circadiane Rhythmus

Physiologie: Cortisol folgt einem Tagesrhythmus: morgens höher (Aufwachreaktion), abends niedriger. Dieses Muster unterstützt Energie, Entzündungsregulation und Glukosestoffwechsel.

Interpretation: Ein abgeflachtes Profil kann auf Erschöpfung hindeuten; persistierend hohe Werte eher auf Überlastung. Ein Einzelwert ist wenig aussagekräftig.

Praxis: 4–5 Messzeitpunkte (Aufstehen, +30 Min, Mittag, Nachmittag, Abend) – häufig als Speicheltest – plus kurzes Symptomtagebuch (Schlaf, Energie, Heißhunger).

2) DHEA – funktionelle Balance zum Cortisol

Physiologie: DHEA ist eine Vorstufe für Steroidhormone und wirkt funktionell als Gegengewicht zu Cortisol.

Interpretation: Eine niedrige DHEA bei hohem Cortisol kann eine hohe Stresslast anzeigen. Wichtig ist das Verhältnis und die Lebensphase (z. B. Wechseljahre).

Praxis: Verlaufskontrollen alle 3–6 Monate sind sinnvoller als Einmalmessungen.

3) HRV – Herzratenvariabilität als Marker autonomer Regulation

Physiologie: Die HRV spiegelt die Flexibilität des autonomen Nervensystems (Sympathikus/Parasympathikus) wider.

Interpretation: Niedrige HRV-Werte bedeuten nicht automatisch „schlecht“. Alter, Fitness, akute Belastungen und Messbedingungen beeinflussen die Werte. Der Trend ist entscheidend.

Praxis: Standardisierte Morgenmessung (5 Minuten) und Dokumentation von Atem-/Entspannungsübungen für Vergleichbarkeit.

4) Entzündungsmarker – hsCRP & Co.

Physiologie: Chronische Stressbelastung kann mit „stiller“ Entzündung einhergehen. Das hochsensitive C‑reaktive Protein (hsCRP) erfasst niedrige Entzündungsgrade.

Interpretation: Aussagekräftig im Kontext von Schlafqualität, Schmerzen, Stoffwechsel und Lipidprofil.

Praxis: Bei Auffälligkeiten priorisiere ich antiinflammatorische Ernährung, dosierte Bewegung und Schlafhygiene – kleine Schritte, konsequent umgesetzt.

5) Schilddrüsenachse – TSH, fT3, fT4 (ggf. rT3)

Physiologie: Die Hypothalamus‑Hypophysen‑Schilddrüsen‑Achse steuert Stoffwechsel und Thermoregulation. Stress kann die Umwandlung zu aktivem fT3 beeinflussen.

Interpretation: Ich lese die Achse gesamt (nicht nur TSH). Eisenstatus, Jod/Selen, Medikamente und Symptome gehören in die Bewertung.

Praxis: Kombination und Verlauf sind wichtiger als Grenzwerte einzelner Messungen.

6) Glukose- und Insulindynamik – Stoffwechsel unter Stress

Physiologie: Stresshormone erhöhen kurzfristig Glukosebereitstellung. Wiederholte Peaks können Müdigkeit, Heißhunger und Schlafstörungen begünstigen.

Interpretation: Nüchternglukose, HbA1c und – zeitlich begrenzt – kontinuierliche Glukosemessung (CGM) zeigen Muster und Variabilität.

Praxis: 10–14 Tage Ernährungs‑/Aktivitätsprotokoll mit Messwerten; danach Anpassungen bei Timing, Zusammensetzung der Mahlzeiten und Bewegung.

7) Validierte Fragebögen – subjektive Dimension messbar machen

Physiologie/Logik: Standardisierte Fragebögen zu Schlafqualität, Tagesmüdigkeit oder Stresswahrnehmung erfassen Veränderungen, die Labordaten allein nicht zeigen.

Interpretation: Ein klarer Ausgangswert und eine Reevaluation nach 4–8 Wochen machen Fortschritte sichtbar.

Praxis: Einfache 1–10‑Skalen täglich oder zweitägig – geringer Aufwand, hohe Aussagekraft.

Wie ich bewerte – drei Leitlinien

Kontext vor Zahl: Lebensphase, Beschwerden, Medikamente, Alltag.

Muster vor Moment: Tagesprofile und Verlaufsdaten.

Integration: Ernährung, Schlaf, Bewegung und Stressregulation wirken zusammen.

Sanfter, klarer Einstieg – in drei Schritten

1. Starte mit HRV (morgens), einem Cortisol‑Tagesprofil und hsCRP.

2. Führe 10 Tage ein knappes Schlaf‑ und Essprotokoll mit Notizen zu Stimmung/Energie.

3. Setze 2–3 kleine Anpassungen um: Abendroutine, Mahlzeitenrhythmus, Atemübungen.

 

Juristischer Hinweis: Ich gebe keine Heilversprechen. Maßnahmen sollten individuell abgeklärt werden.

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