Lippenherpes – wenn kleine fiese Bläschen quälen

Bereits auf meinen Flug nach Shanghai spürte ich das Brennen und Ziehen meiner Oberlippe. Zunächst schob ich es auf die Auswirkung meiner Rasur. Trotz besseren Wissens versuchte ich es mir einzureden. Nein, es ist nicht so. Doch kurz vor der Landung musste ich es mir eingestehen. Hiermit oute ich mich, die kleinen, fiesen Bläschen sind zurück. Ich habe Lippenherpes!

Es ist nicht mein erstes Mal. Der Lippenherpes und ich sind alte Bekannte. Wann wir genau unsere Beziehungen eingingen, kann ich heute nicht mehr sagen. Zunächst tauchte er als kleine, weiße Bläschen an meiner Lippe auf. Stramm mit Flüssigkeit gefüllt: Fieberbläschen, Herpesbläschen

Was ist Herpes?

Der Lippenherpes wird durch das Herpes-simplex-Virus Typ 1 bezeichnet und verursacht Bläschen im Bereich der Lippen. Aus diesem Grund wird er als Herpes labialis (Lippenherpes) bezeichnet. Die Bläschen sind dabei nicht ausschließlich auf den Bereich des Mundes beschränkt. Sie entwickeln sich als Bläschen auch im Bereich des Mundes, der Nase – speziell am Naseneingang-, des Auges und der Ohrs. Der Lippenherpes tritt im Laufe des Lebens mehrfach auf und verläuft schubartig.

Zur Abgrenzung sei noch der Herpes-simplex-Virus Typ 2 erwähnt. Dieser verursacht die Erkrankung im Genitalbereich – den Herpes genitalis. Hier ist der Übertragungsweg häufig der sexuelle Kontakt. Diese Erkrankung gehört in die Hände eines Arztes. Für den Heilpraktiker gilt das Behandlungsverbot des Infektionsschutzgesetzes §24 IfSG.

Ein weiterer Erreger der Herpesgruppe ist das Varicella-Zoster-Virus. Das Virus kann Windpocken (Varizellen) oder Gürtelrose (Zoster) hervorrufen. Das Epstein-Barr-Virus ist ebenfalls ein Virus der Herpesgruppe. Er verursacht das Pfeiffer-Drüsenfieber (infektiöse Mononukleose), die Kissing-Desease der Jugendlichen (nicht nur bei diesen). Zur Vollständigkeit der Aufzählung ist noch das Zytomegalievirus (Speicheldrüsenviruskrankheit -Zytomegalie) und das Humanes Herpesvirus 6 (Dreitagefieber -Exanthema subitum) zu erwähnen.

Diese Auflistung der Herpesviren ist bei weiten nicht vollständig. Es handelt sich um eine Gruppe von über 80 DNS-haltigen Viren. Der Augenmerk heute bleibt beim Herpes simplex-Virus Typ 1. Dem Verursacher der Lippenherpes.

Wie entsteht der Lippenherpes?

Der Lippenherpes kommt weltweit vor. Die Ansteckung erfolgt meist bereits im Säuglings- oder Kleinkind-Alter. Allerdings verlaufen die Ansteckungen zu 99% der Fälle symptomlos. Bei der Erstinfektion gelangt das Herpes-Virus über die  Nervenbahnen zu den Ganglien. Dort ist es unerreichbar für die Immunabwehr. Hier hält das Virus eine Art „Winterschlaf“ und wird erst bei einer geschwächten Immunlage wieder aktiv.

Die Auslöser der Rezidive können hier sehr vielseitig sein:

  • nach fieberhaften Infekten
  • Menstruationsblutung
  • ungewohnter Sonnenlichtexposition
  • Stresssituationen (z.B. Langstreckenflüge)
  • Verletzungen
  • Magen-Darm-Störungen
  • Ekelgefühl
  • und vieles mehr
Wie ist das Erscheinungsbild?

Die Diagnostik der Herpes-Bläschen ist aufgrund ihres charakteristischen Aussehens verhältnismäßig leicht. In dem betroffenen Bezirk kommt es zunächst zu Spannungsgefühlen, Juckreiz, Brennen und Rötung. Bei den Lippen kann es Trockenheitsgefühl ebenso auftreten. Innerhalb von 1 – 2 Tagen schießen stecknadelkopfgroße, gruppiert stehende Bläschen auf gerötetem Grund auf. Daher ist oft eine Blickdiagnose ausreichend. Nach kurzer Zeit brechen die Bläschen auf und entleeren ein wässrigen, infektiösen (!) Inhalt. Danach entwickeln sich Krusten. Diese fallen dann ab, ohne Narben zu hinterlassen. Bei Komplikationen werden weitere Labortests nötig.

Fehlgeleitete Immunreaktionen lösen weitere Erkrankungen aus

Erythema exsudativa multiforme (EEM) ist ein Ausschlag mit rötlichen, typischerweise rosettenförmigem Herd, oft mit einer zentralen Blase. EEM tritt bevorzugt an den Streckenseiten von Armen und Beinen auf. Man findet es in den Handtellern, Fußsohlen und/ oder Schleimhäuten, vor allem in der Mundhöhle.

Beim Stevens-Johnson-Syndrom sind hauptsächlich die Schleimhäute befallen. Bei schwerem Verlauf löst sich die Haut in Blasen ab. Weitere Auslösers des Stevens-Johnsons-Syndroms sind virale und bakterielle Infektionen sowie bestimmte Medikamente.

Zur Erinnerung: Schwere Krankheitsfälle gehören in die Hand des Arztes.

Wie wird nun Lippenherpes therapiert?

Die Therapie hängt von der grundliegenden Ursache ab. Die Bläschen sind hoch ansteckend. Sie erfordern meist keine Behandlung, sondern heilen zwischen 3 – 10 Tagen von selbst folgenlos ab. Komplikationen treten vor allem bei Säuglingen, Neurodermitis-Patienten auf. Außerdem bei Personen mit allgemeiner Abwehrschwäche wie zum Beispiel bei einer Chemotherapie.

Klassisch therapiert

wird mit Virostatika, meist Salben. Diese Salben enthalten anti-virale Wirkstoffe (zum Beispiel Aciclovir und Penciclovir). Sie beschleunigen das Abheilen der Herpes-Bläschen. Wirksam sind sie jedoch nur, wenn sie bereits bei den ersten Anzeichen der Erkrankung Brennen, Jucken, Spannungsgefühl aufgetragen werden. Hinzu müssen diese Salben bis zum Abklingen der Symptome alle ein bis zwei Stunden aufgetragen werden.

Hitzestifte werden ebenso gerne zur Behandlung des Bläschens eingesetzt. Auch hier soll der Stift bereits beim Auftreten der ersten Symptome eingesetzt werden und das lästige Auftreten der Fieberbläschen vermeiden. Hitzestifte finden sich im freien Handel und können auch bei Amazon erworben werden.

Die Naturheilkundliche Therapie

setzt auf Stärkung des Immunsystems und Phytotherapie. Da Herpes sehr häufig mit einem geschwächten Immunsystem auftritt, besteht eine aktive Vorsorge in der Stärkung der Abwehrkräfte.

So stärken Sie Ihr Immunsystem

Saunabesuche, Wechselduschen und auch Ausdauersport haben hier einen positiven Effekt. Körperliche Belastung führt zu einer Aktivierung der Stresszentren im Gehirn. Diese erhöhen automatisch die Wachsamkeit des Körpers und mobilisieren das Immunsystem. Wer Sport treibt, trainiert  auch die Abwehrzellen. Um diesen Effekt zu erreichen, reicht ein tägliches Bewegungstraining von dreißig Minuten mit einer Herzfrequenz von 180 minus Lebensalter. Aber Achtung! Ein zu viel des Guten schädigt mehr als es nützt. Daher nur mäßig trainieren und nicht unbedingt für den nächsten Iron man in Frankfurt innerhalb einer Woche.

Bereits unsere Großeltern wußten um die positive Wirkung der frischen Luft. Bereits ein einziger Tag in einem Waldgebiet steigt die Anzahl der sogenannten Killerzellen um vierzig Prozent. Gleichzeitig wird ihre Aktivität um fünfzig Prozent gesteigert. Beide Effekte halten circa eine Woche lang. Wer Waldluft einatmet, der „trinkt“ von einer der heilkräftigsten pflanzlichen Arzneien.

Wichtige Elemente für das Immunsystem

Eine vollwertige Ernährung mit hohem Gemüse-und Obstanteil versorgt das Immunsystem mit den wichtigsten Nährstoffen.  Wichtig für das Immunsystem sind Vitamin D, Vitamin C und Zink. Der Nutzen von Nahrungsergänzungsmitteln (kurz: NEM) bei ansonsten gesunden Personen wird kontrovers diskutiert. Die Firma Ethno Health empfiehlt zum Beispiel Immunkraft zur Stärkung der Abwehr.

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Lippenherpes – Phytotherapie

Die Phytotherapie bietet ebenso weitere Möglichkeiten zur Behandlung des Lippenherpes. Bienenhonig wie auch Melissa lindern die Symptome. Man kann sie als Einpinselung oder als Salbe nutzen. In der Apotheke erhält man ein Melissen-Öl, das direkt auf die Bläschen angewendet werden kann. Zur Unterstützung wird es gerne mit einer Zinksalbe kombiniert. Honig und Melisse beschleunigen die Heilung. Wichtig ist dazu, dass sie direkt nach dem Auftreten der ersten Symptome verwendet werden. Sie wirken beide vorbeugend. Salbei-Extrakten wird eine adstringierende und desinfizierende Wirkung zugesprochen. Das Extrakt wird direkt auf die betroffenen Hautstellen aufgetupft. Salbei-Tee dienst als Mundspülung. Auch Ringelblumen-Salbe (Calendula) lindern die Beschwerden.

Ayurveda – Lippenherpes

Im Ayurveda wird Neemöl (auch: Niemöl) als Mittel der Wahl gegen Lippenherpes eingesetzt. Neemöl wird aus den Samen der Steinfrüchte des Niembaums gewonnen. Weiterhin kann Herpes mit Tikta-Gritham äußerlich behandelt werden, indem man es direkt auf die betroffene Stelle gibt. Aloe-Vera-Gel oder -Salbe ist ebenfalls recht wirksam. Innerlich kann man noch abends Triphala mit warmen Wasser einnehmen. Dadurch wird übermäßiges Pitta (Hitze) neutralisiert und die Heilung gefördert. Triphala ist bei Ethno Health als Ayurveda Balance erhältlich.

Meine persönliche Empfehlung lautet

Persönlich nutze ich Kunkumadi Thailam. Es ist ein beruhigendes, reinigendes und nährendes Öl zur Gesichtspflege. Kunkumadi Thailam ist fester Bestandteil meines Kosmetikbeutels und daher schnell greifbar. Meistens verspüre ich eine sofortige Linderung an der Lippe direkt nach dem Auftupfen auf die Stelle. Kunkumadi Thailam ist zum Beispiel beim Ayurveda Kalari Versand erhältlich.

Ein weiterer Klassiker meiner persönlichen Lippenherpes-„Pflege“ kommt aus der Hildegard von Bingen Produktreihe. Virita Blue ist eine Universalsalbe für verletzte, rissige und juckende Haut. Sie ist ideal für empfindliche schlecht heilende Haut. Sie hilft bei allen Angriffen auf die Haut und das Bindegewebe. Bestandteile dieser Salbe sind Kokosbutter und Schafgarbe. Die Salbe und weitere Infos dazu >hier<. Und ich habe gelernt, diese Salbe in meinen Koffer stets dabei zu haben.

Auf keinen Fall empfehle ich medizinische Lippenstifte zur Behandlung des Lippenherpes. Hier ist die Gefahr der Re-Infektion einfach zu groß. Wie bereits beschrieben ist das Sekret der Fieberbläschen hoch ansteckend und sorgt so unter Umständen für eine Ausbreitung der Bläschen. Sollten Sie also einen Lippenstift nutzen, dann tupfen sie die Pflege niemals direkt auf. Nehmen sie einen kleinen Löffel oder Wattestäbchen und geben nun eine kleine Menge auf den Ort des Geschehens. Waschen Sie sich unbedingt vorher und nachher die Hände! Das Immunsystem ist für etwas Entlastung dankbar und kann so den Lippenherpes auch wieder leichter bekämpfen.

In diesem Sinne:

Bleiben Sie aktiv und gesund!