Pflanzliche Immunstärker – mehr als Vitamin C
Gerade in den Jahresübergangszeiten – Herbst/ Winter oder Winter/ Frühjahr – erlebe ich immer wieder, dass Menschen ihr Immunsystem verbessern wollen. Nicht jeder wollte und will sich während der Corona-Pandemie allein auf den Schutz des Abstands und Maske verlassen. Vitamin C ist wohl das bekannteste Mittel zur Stärkung. Aus diesem Grund verzehren viele Menschen eine große Menge an Zitrusfrüchten. Doch es gibt noch viel mehr Möglichkeiten als der Griff nach den Zitrusfrüchten. Dabei spiele ich nicht unbedingt auf die Möglichkeit einer Vitamin-C-Infusion beim Therapeuten an, sondern ich will mich mehr auf die pflanzlichen Immunstärker bzw. Stärkungsmittel konzentrieren.
Muss es immer Zitrus sein?
Jedes Kind weiß, dass Zitronen, Orangen und andere Zitrusfrüchte reich an Vitamin C sind. Doch nicht immer ist der Griff zur Zitrone der Richtige. So gelten nach der indischen Gesundheitslehre – AYURVEDA – Zitrusfrüchte in ihrer Energetik als Kühlend, was durch die Frische der Zitronenscheibe im Sommer einleuchtend klingt. Die logische Konsequenz: Im Sommer ist es draußen auch entsprechend heiß und die Abkühlung durchaus erwünscht. Aber im Winter ist es ja bereits kalt, benötigen wir da noch die kühlende Wirkung der Zitrusfrüchte? Ascorbinsäure – Vitamin C – ist auch in Paprika, Brokkoli, allen Kohlensorten enthalten. Bei den Kräutern gilt Petersilie als besonders reichhaltig. Unter Betrachtung der Thermik (Wärmewirkung) gilt Sanddorn und Hagebutte als gutes Nahrungsmittel gerade in der kälteren Jahreszeit.
Ayurvedische Wunderfrucht
Im Ayurveda gilt die indische Stachelbeere – die Amla-Frucht – als besonders gesundheitsfördernd und ist deswegen Bestandteil von einigen Rezepturen. Die Amla-Frucht zeichnet sich durch einen besonders hohen Anteil an thermostabilen (!) Vitamin C aus. Innerhalb der Ayurvedischen Lehre gilt die Amalakifrucht als sattvisch (Anmerk: besonders „rein“ und „gut“) und wird in den klassischen Texten als eine der besten und bedeutendsten Verjüngungsmittel (Rasayana) beschrieben. So versprechen die alten Texte, der regelmäßige Verzehr der Früchte – als Lebensmittel oder Arznei verarbeitet – verspricht ein langes, gesundes Leben. Es stärkt den Appetit und die Verdauungskraft. Sie fördert unser Gedächtnis, Ausstrahlung und Stärke, schenkt Jugendlichkeit, sexuelle Energie und Fruchtbarkeit.
Geschmacklich interessiert ist, dass diese Früchte fünf verschiedene Geschmacksrichtungen vereint: sauer, herb, süß, bitter und scharf. Diese Frucht soll sich positiv auf alle drei Dosha auswirken. Sie können Amla-Pulver kaufen und es beispielsweise mit warmen Wasser vermischt trinken. Als Rasayana – Verjüngungsmittel – gilt Chyavanprash, das neben der Amla-Frucht noch viele weitere Zutaten enthält. Hiervon isst/ leckt man morgens einfach einen Eßlöffel (EL) und kann somit von der gesundheitsfördernden Wirkung profitieren. Übrigens soll dieses Fruchtmus so gut wirken, dass laut ayurvedischem Mythos der ältere Rishi Chyavan – trotz seines hohen Alters wieder in der Lage war – seine ehelichten Pflichten gegenüber seiner jüngeren Frau zu erfüllen. Und beide ein erfülltes und glückliches Eheleben genießen konnten. Deswegen trägt das Mus auch den Namen des Rishis.
Warum in der Ferne suchen?
Wir müssen aber nicht unbedingt in die Fernen Länder des Orients blicken, um etwas für unsere Gesundheit zu tun. Gerade in der westlichen Welt gibt es viele immunstimulierende Pflanzen, die ich bei weitem nicht alle aufzählen kann. Dies würde den Blog förmlich sprengen.
Im Allgemeinen wird empfohlen sich nicht unbedingt auf die Wirkung einer einzelnen Pflanze zu verlassen. Vielmehr ist die Mischung, die besondere Komposition, die die Wirksamkeit steigern. Denn die einzelnen Pflanzen unterstützen sich in ihren Eigenschaften. Nicht jede Pflanze kann immer komplett den gewünschten Wirkbereich abdecken.
Diese Pflanzen können in unterschiedlichster Form zu sich genommen werden. Es muss nicht immer der klassische Teeaufguss sein. So kann bereits Hagebutte zum Beispiel auch in Form von Fruchtaufstrichen beim Frühstück eine Abwechslung darstellen.
Beispielsliste zu immunsystem-unterstützenden Pflanzen
Es gibt weitaus mehr Pflanzen, die sich noch positiv auf unser Immunsystem auswirken. Diese Liste sollte nur eine Idee der Möglichkeiten vermitteln.
Nicht schon wieder ein Tee!!
Nicht nur ich sondern auch viele meiner Patienten wurden in Ihrer Kindheit prinzipiell mit Kamillen-, Pfefferminz- oder anderen Monotees gesundgepflegt. Leider blieb dies nicht unbedingt als positive Erinnerung hängen. Aus diesem Grund haben viele Menschen regelrecht eine Abneigung gegen Tee.
Ganz allgemein gilt: Pflanzen können in unterschiedlichster Form zu sich genommen werden. Es muss nicht immer der klassische Teeaufguss sein. So kann bereits Hagebutte zum Beispiel auch in Form von Fruchtaufstrichen beim Frühstück eine Abwechslung darstellen. Dampfbäder, Raumbeduftungen haben neben der angenehmen Riechkomponente durchaus eine Wirkkomponente. Cistus gibt es auch als Presslinge, oft sind es sogenannte Lutschtabletten.
Hildegards Heilmittel
Auch die Heilmittel der Hildegard von Bingen gibt es in unterschiedlichster Zubereitungsformen. Beispielsweise das Pelargonien-Mischpulver das auf ein Butterbrot gestreut seine antiviralen und geschmackvolle Wirkung entfalten kann. Wer gerne ab und an Wein trinkt, wird sich schnell für die Heilelexiere der Hildegard begeistern, gerade Sänger- und andere Stimmkünstler greifen gerne auf den Andorn-Wein zu. Im Frühjahr empfiehlt sich eine Kur mit dem Wermut-Elexier. Für die meisten Elixiere gilt in diesem Fall, dass man sich 3x mal täglich ein Likörglas (!) genießt. Und genießen bedeutet, den Geschmack des Elexiers auch mit den Geschmacksknospen der Zunge erfassen.
Wunderknolle Knoblauch
Ein altbewährtes und nicht immer beliebtes Mittel zur Immunstärke sind Zwiebeln und Knoblauch. Bereits im 2. Jahrhundert unserer Zeitrechnung lobte der Arzt Galenus den Knoblauch wegen seiner guten Eigenschaften. Der Knoblauch erhielt den Beinamen „Theriak der armen Leute“. Als Theriak wurde im Mittelalter eine Zubereitung aus verschiedenen Kräutern und Harzen bezeichnet, welches als Universalheilmittel galt. Die Rezeptur war aufwendig und alleine die Inhaltsstoffe waren für die normale Bevölkerung unbezahlbar. Paracelsus gab sogar den Ratschlag mehrmals am Tag Knoblauch in Essig zu essen. Knoblauch wie auch Zwiebeln werden viele heilsame Wirkungen nachgesagt. Speziell Knoblauch gilt als antimikrobiell, antihermetisch und soll vor Bakterien. und Pilzbefall schützen. Knoblauch gilt sozusagen als natürliches Breitbandantibiotikum, in Austestungen hat Knoblauch 22 verschiedene Keime im Wachstum gehemmt. Ein weiteres Einsatzgebiet des Knoblauch ist die Blutreinigung. So soll Knoblauch der Arterienverkalkung entgegen wirken und einer Verklumpung der Blutplättchen mindestens genauso stark wie Acetylsalicylsäure vorbeugen (Olaf Rippe „Traditionelle Heilpflanzenkunde und Phytotherapie“ At Verlag ISBN 978-3-03902-006-5, S. 207).
Knoblauchschnaps
1 Handvoll Knoblauchzehen schälen, grob zerstückeln und in einem sauberen Schraubglas mit 1/2 L Vodka oder Weinbrand übergießen. Je nach Geschmack 4-5 EL Vollrohrzucker süßen, kräftig schütteln und gut verschlossen für 7 Tage lang an einen sonnigen Platz stellen. Damm dem Knoblauch absieben und den Schnaps in eine saubere Flasche füllen. Bei Bedarf, etwa zu Beginn von Erkältungen, kann man mehrmals täglich ein Schnapsglas davon zu sich nehmen (Aus Olaf Rippe „Traditionelle Heilpflanzenkunde und Phytotherapie“ S. 208).
Weiter pflanzliche Zuerbeitungen
Auch der Ayurveda kennt viele Mittelchen zur Stärkung und zur Belebung. Ein Klassiker ist natürlich das oben bereits erwähnt Chayanprash. Auch Amalaki oder Triphala-Pulver wird eine immunmodulierende Wirkung nachgesagt. Viele Sri Lanka-Reisende schwören auf den Samahan-Tee bei den ersten Anzeichen einer Erkältung oder grippalen Infekts. Weniger bekannt ist das Hustenmittel Sitopladi-Churnam, das aufgrund seines süßen Geschmacks besonders begeistert. Lediglich Diabetiker sollten dabei bei der Einnahme etwas aufpassen.
Eine besondere Zusammenstellung an immunstärkenden Pflanzen ist Immunkraft von EthnoHealth. Dr. Ingfried Hobert hat hier eine besondere Mischung an immunstärkenden Mitteln aus aller Welt zusammengestellt, die reich an Vitamin C und anderen Nährstoffen sind.
Tee fürs Immunsystem
Zutaten: drei Teile Hagebuttenschalen, zwei Teile Apfelstücke (süß) und je ein Teil Johannisbeer- und Melissenblätter (alles trocken)
Geben Sie zwei Esslöffel der Mischung auf einen halben Liter kochendes Wasser. Der Tee muss abgedeckt zehn Minuten lang ziehen. Dann ist er trinkfertig. Wenn Sie ihn mit Honig süßen, stärken Sie zusätzlich Ihre Abwehrkräfte.
Empfohlene Anwendung:
- Stärkung der körpereigenen Abwehr
- Bei allgemeiner Schwäche
Das Rezept stammt aus dem Buch „Das Kräuterwissen der Apotheker“ von Jan Tomsky, Angelika Throll erschienen im Kosmos-Verlag ISBN 978-3-440-14518-0, Seite 121.
Abschlussbemerkung
Pflanzen können unser Immunsystem sicherlich stärken und unterstützen. Dies kann auf vielseitige Weise geschehen. Schon Hildegard von Bingen empfahl „Lass Deine Nahrung Deine Medizin und Deine Medizin die Nahrung sein“. Wenn wir unser Leben nicht insgesamt auf eine gesunde Weise ausrichten, dann nützen auch die besten Pflanzen oder Arzneimittel nichts mehr. Für eine gesunde Lebensweise ist es wichtig, dass wir uns regelmäßig ausreichend bewegen, unsere Ernährung anpassen und uns auch mental mit positiven Dingen auseinander setzen.
Wir können unsere Gesundheit mit vielen Dingen also unterstützen und gerade bei Erkrankungen auf Hausmittel und ähnliches zurückgreifen. Bleibt die Krankheit aber persistierend – also nach 2-3 Tagen – sollten wir auf jeden Fall Unterstützung durch einen Arzt oder ausgebildeten Therapeuten in Anspruch nehmen.
In diesem Sinne: Entdecken Sie Ihre Gesundheit mit Hilfe der Pflanzen neu und bleiben sie stark und gesund!
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